Nach einem Glas zu viel des Guten

Muskazinen, Gebäck der Weinfreunde & Wallfahrer

Einst traf ein fränkischer Zuckerbäcker nach einer durchzechten Nacht auf den Ritter Kunrad van Tierberg. Der Kunrad war auf Pilgertour nach Dettelbach. Weil er wohl so allerlei Sünden begangen hatte und seine Frau der Ansicht war, dass nur noch eine Wallfahrt ihn von seiner Last befreien könne.

Der Zuckerbäcker jammerte über seinen dicken Kopf dem Ritter die Ohren voll. Vielleicht, um ihm „das Maul zu stopfen“ oder auch aus lauter Mitleid, gab ihm der Ritter Muskatstückchen. Die kaute der Bäcker und hatte kurz danach einen deutlichen geringeren Brand. Der Kater verschwand aus seinem Kopf, doch der Geschmack von Muskat blieb ihm im Kopf und inspirierte ihn zu einem würzigen Gebäck: den Muskazinen.

Krawattenschleife mit Gewürzen

Muskatgebäck Muskazine in der Form der Krawattenschleife, mit Marzipan, Zimt, Muskat, Muskatblüte, Kardamon

Muskatgebäck Muskazine in der Form der Krawattenschleife

Der Zuckerbäcker, der großen Wert auf seine Kleidung legte, schnitzte als Form für das Dettelbacher Gebäck eine Krawattenschleife. Dem Teig wurden Muskat, Zimt, Kardamon oder Nelken als feine Gewürze zugegeben. Fortan diente es den Pilgerern als Durstlöscher auf ihren Wallfahrten. Für den Zuckerbäcker ein gutes Geschäft!
Das ist allerdings nur eine der Versionen zur Entstehungsgeschichte der Muskazinen.

Muskatzine oder Muskazine aus Dettelbach

Zwei Konditoreien produzieren noch heute Muskazinen: Kehl und Achtmann.

Das Café Kehl (gegr. 1686) fühlt sich ganz der Tradition des Gebäcks verpflichtet und hat sich die Markenrechte „Muskatzinen“ gesichert. Sie schreiben das Gewürzgebäck mit einem „tz“. Als Zutaten sind neben Mehl, Eiweiß, Zucker, Haselnüssen, Kardamon, Nelken, Zimt und Muskat noch Orangeat und Zitronat im Teig. Dadurch bekommt das Gebäck eine zusätzliche fruchtige Note.

Das Café Achtmann, das immerhin auf fast 140 Jahre Bäckereihandwerk zurückblickt, nimmt für seinen Muskazinen-Teig, hier nur mit einfachem „z“ geschrieben, zu den Gewürzen und Nüssen noch Marzipan, dafür keine Früchte oder Eiweiß. Die Krawattenschleife ist etwas größer als von Kehl, die Konsistenz härter.

Hergestellt wird das Gebäck noch wie vor mehr als 100 Jahren. Welche Art einem besser schmeckt, findet man besten selbst heraus!

Nonnenpförzle mit Füllung

Eine weitere Dettelbacher Spezialität sind die Nonnenpförzle, ein zarter doppelter Keks aus Mürbteig, der mit einer Mischung aus Haselnuss, Gewürzen und Marzipan gefüllt ist. Ob das Wort „Pförzle“ mit Pforz, lateinisch portus, der Hafen etwas zu tun hat, habe ich vergessen zu fragen und die Kekse einfach schnell weggemümmelt.

Produzenten von Muskazinen:

Café Peter Achtmann Konditorei, Falterstraße 24, 97337 Dettelbach, Tel. 09324-1498, keine Website

Café Kehl Konditorei, Eichgasse 5, 97337 Dettelbach, Tel. 09324 – 97 30

Text und Fotos: Birgit Puck