Sommergeschichte für Kinder
Erdbeereis für Mucki Mück
Mucki Mück ist eine Mücke, eine Stechmücke. Sie lebt mitten in einer Stadt. Aber im Gegensatz zu allen anderen Stechmücken macht sie sich überhaupt nichts aus Menschenblut. Viel lieber fliegt sie an warmen Sommerabenden von einem Straßencafé zum nächsten, um an Limonaden, Eis und Säften zu nippen, die im Sommer auf den Tischen stehen. Doch wehe, die Menschen bemerken sie! Dann schlagen sie gleich nach ihr, weil sie denken, die kleine Mücke ist wie all ihre Artgenossen ein Blutsauger. Nur darauf aus, sie zu stechen.
An einem schönen Abend ist Mucki Mück mal wieder unterwegs auf Naschtour. Da kommt sie an einem vollbesetzten Eiscafé vorbei. Hhmm, wie das duftet! Zitrone, Waldmeister, Schokolade, Erdbeere … „Da werd‘ ich mir mal einen Rüssel Eis gönnen“, denkt die kleine Mücke und steuert auf eine große Schale mit Erdbeereis zu, vor dem ein kleiner Junge sitzt und genüsslich schlemmt. Gekonnt landet Mucki auf dem Rand des Eisbechers. Ein bisschen muss Mucki balancieren. Dann fährt die Mücke ihren Saugrüssel aus. In diesem Moment verliert sie ihr Gleichgewicht und fällt kopfüber ins Erdbeereis.
„Uiii, ist das kalt!“
Mühsam rappelt sich Mucki auf. Doch als die Mücke zurück auf den Rand des Eisbechers fliegen will, merkt sie, dass sie ihre Flügel nicht mehr ausbreiten kann. Die sind vom Erdbeereis völlig verklebt.
„Oje, oje“, jammert Mucki, „ich kann hier nicht mehr weg. Gleich werde ich verspeist.“
In dem Moment kommt der Eislöffel des Jungen bedrohlich näher. So nah sieht der Löffel wie ein Schaufelrad aus.
„Nun iss mal ein bisschen schneller, Finn. Bei der Hitze schmilzt sonst das schöne Erdbeereis weg“, sagt die Mutter zu dem Jungen.
„Das ist das Ende, gleich verspeist der Finn mich“, denkt die kleine Mücke. In ihrer Verzweiflung schreit Mucki Mück so laut sie nur kann: „Stopp Finn! Nicht weiteressen!“
Hat Finn den Hilferuf gehört?
Finn nimmt seinen Löffel aus dem Eisbecher und betrachtet aufmerksam die Reste von seinem Eis.
„Guck mal, Mammi, da wedelt ein Tierchen hektisch mit den Armen“, sagt Finn.
„Iihh! Das ist eine widerliche Stechmücke! Weg damit!“, ruft Finns Mutter. Und kaum hat sie das gerufen, nimmt sie Finns Eisbecher und kippt panisch das Erdbeereis mitsamt Mucki auf das Straßenpflaster.
Mucki stöhnt laut auf. Mühsam erhebt sich die Mücke aus dem Matsch von Eis und Erdbeeren. Vorsichtig bewegt sie ihre Arme und Beine.
„Zum Glück nichts gebrochen“, stellt sie fest. Ihre Flügel kann die Mücke allerdings nicht entfalten. Die sind vom Eis hoffnungslos verklebt. Was soll sie bloß tun? und schon gar nicht damit fliegen.
So bleibt ihr wohl nichts anderes übrig, als zu Fuß nach Hause zu gehen. Und das ist ganz schön weit. Bis zum Stadtpark muss sie nun laufen.
Auf dem Weg zum Stadtpark trifft sie Kalli, den Käfer.
In Erdbeermus gebadet
„He, was ist denn mit dir los? Hast du in Erdbeermus gebadet? Ha, ha, ha!“, feixt Kalli.
„Sehr witzig!“, giftet Mucki Mück zurück. „Ich bin in einen Becher mit Erdbeereis gefallen und wäre fast verschlungen worden. Meine Flügel sind total verklebt. So kann ich nicht fliegen.“
„Tz, tz“, was einem so alles passieren kann … Aber guck doch mal nach oben. Da ist Regen auf dem Weg zu uns. Eine gute Gelegenheit, dich ordentlich abbrausen zu lassen“, meint Kalli.
Mucki schaut in den Himmel. Tatsächlich, direkt über ihnen ballt sich eine dicke Regenwolke zusammen.
Schon fallen die ersten Tropfen. Mucki breitet ihre Arme aus, stellt sich mitten auf den Bürgersteig und lässt sich so ordentlich nass regnen. Die abfließenden Reste vom Erdbeereis bilden zu ihren Füßen eine rosafarbene Pfütze. Vorsichtig faltet Mucki ihre Flüge auseinander und hebt ab.
„Hurra, ich kann wieder fliegen!“, jubelt die kleine Mücke und fliegt auf dem direkten nach Hause.
Diesen Sommer hat sie vermutlich vom Erdbeereis genug? Vielleicht wäre da ein Stückchen Kirschkuchen eine gute Alternative …?
Ende der Kindergeschichte von Birgit Puck