Frosch-Geschichte für Kinder
Der Regen hat bis morgen Zeit
Am kleinen See war der Bär los oder besser gesagt, waren die Frösche los. Denn wir jedes Jahr fand wieder das große Froschfest statt. Aus der ganzen Umgebung waren Froscheltern mit ihren Kindern herbeigehüpft. Jede Froschart war vertreten. Da sah man Laubfrösche, Wasserfrösche ebenso wie Grasfrösche, Springfrösche und sogar einige Tropenfrösche, die zum Froschfest extra aus dem weit entfernten Urwald angereist waren.
Während die erwachsenen Frösche sich zum großen Froschkonzert versammelten, um gemeinsam das Froschlied über den Sommer zu quaken, tobten die vielen kleinen Froschkinder auf dem Spielplatz herum.
Höher, immer höher
Die größte Attraktion dort war ein blaues Trampolin. Da wollte selbst der kleinste Frosch natürlich drauf rumhüpfen. Frosch-Sportlehrer Albert gab Hilfestellung, damit kein Froschkind beim Auf- und Abspringen herunterpurzelte oder sich gar verletzte.
Am Rand des Trampolins stand der kleine Laubfrosch Theo und beobachtete fasziniert die Springer, die vergnügt quakend auf- und abhüpften.
„Na, Theo, willst du auch mal?“, fragte ihn Albert.
Ein bisschen Angst hatte Theo schon, aber schließlich nickte er tapfer. Der kleine Frosch kletterte auf das Trampolin und wippte zunächst ganz vorsichtig.
„Oh, das macht Spaß!“, rief er begeistert und wagte gleich darauf den ersten Sprung in die Höhe. Unten wieder angekommen wurde er durch das federnde Trampolin erneut in die Lüfte geworfen. Hoch und runter! Hoch und runter! Er konnte gar nicht genug von der Springerei bekommen.
„Hüpf, hüpf!“, quakte er aus Leibeskräften, worauf die anderen Froschkinder im Chor jubelten: „Hurra!“
Hüpf, hüpf …, hurra! Hüpf, hüpf …, hurra! So ging das eine ganze Weile. Immer höher und höher sprang Theo. Übermütig machte er einen Riesensatz, verschwand hinter einer dicken Wolke und kam nicht mehr zurück.
Wo ist Theo?
Alle schauten verdutzt in den Himmel. Aber kein Theo war zu sehen.
„Theo!“, rief der Sportlehrer Albert so laut er konnte. Doch von Theo fehlte jede Spur. Was war nur passiert?
Nun, der Frosch Theo war bei seinem Mega-Sprung hoch in die Wolken geschnellt. Just in dem Moment bemerkte er im Sprung ein merkwürdiges Wesen auf einer Wolke sitzend, das ihm ein Seil entgegen hielt. Ohne weiter nachzudenken, griff Theo nach dem Seil und wurde schwupp-di-wupp auf die Wolke gezogen.
Regenwolken-Schieber
Theo nahm auf der Wolke Platz und betrachtete interessiert das merkwürdige Wesen. Es hatte ein rundes Gesicht mit lustig dreinblickenden Augen, kleiner Stupsnase, einem breiten freundlichen Mund und watteweichen weißen Haaren. Sonst war das Wesen komplett hellblau mit vier Armen und vier Beinen.
„Wer bist du denn?“, wollte Theo wissen. Angst hatte er nicht. Im Gegenteil, er fand den Zeitgenossen sehr sympathisch.
„Ich bin ein Störz“, antwortete das Wesen stolz.
„Und was ist ein Störz?“, fragte Theo.
„Ein Störz ist für den Regen mitverantwortlich. Er schiebt die Regenwolken immer genau an die Stelle, wo es als nächstes regnen soll. Das ist manchmal ganz schön schwer, besonders, wenn die Wolken sehr groß sind“, erklärte der Störz.
Theo schaute sich um und sah viele dunkle Regenwolken. „Och nee, jetzt hast du die Regenwolken genau über unser schönes Frosch-Fest geschoben“, bemerkte er betrübt.
„Das muss sein. Der Boden ist ganz trocken. Die Pflanzen brauchen dringend Wasser“, erklärte der Störz.
„Aber nicht ausgerechnet heute, wo wir unser Fest feiern“, klagte Theo.
Der Störz zog die Augenbrauen hoch, kratze sich an seiner kleinen Stupsnase und schien zu überlegen.
„Na gut, ja, du hast Recht. Ich könnte natürlich auch morgen die Regenwolken über den See schieben und sie dort abregnen lassen. Doch jetzt ist es eigentlich schon zu spät.“
„Wieso das denn? Warum ist es zu spät?“, wollte Theo wissen.
„Die Wolken sind zu schwer, um sie wegzuschieben. Sie sind voll mit Wasser. Die kann ich nicht mehr so einfach wegschieben. Es sei denn …“
„Es sein denn was?“, fiel ihm Theo ins Wort.
„Es sei denn, du hilfst mir beim Schieben. Zu zweit könnten wir es schaffen“, sagte der Störz.
Heute kein Regen
Mit vereinten Kräften schoben sie die erste dicke Wolke hinter den nächsten Berg. Dann die zweite, die dritte und alle anderen Wolken. Schließlich war nur noch eine einzige Wolke da, auf der Theo und der Störz saßen.
„So, nun muss ich aber zurück, die anderen werden sich schon sorgen machen. Vielleicht denken sie sogar, ein vorbei fliegender Storch hätte mich gefressen“, meinte Theo.
„Ja, okay. War nett dich kennen zu lernen“, sagte der Störz.
„Ganz meinerseits“, sagte Theo. Zum Abschied umarmte der Störz mit seinen vier Armen den Theo herzlich.
Dann sprang Theo mit viel Schwung von der Wolke in die Tiefe.
Hui! Wie ein Stein fiel er vom Himmel. Der Boden war schon in Sichtweite.
Oje, das Trampolin war nicht zu sehen. Er würde an der falschen Stelle landen. Hiiilfe ….!
Mit einem Platsch fiel er mitten im See. Was für ein Glück! Er tauchte wieder und paddelte langsam ans Ufer. „Wie gut, dass ein Frosch schwimmen kann“, dachte er.
Sportlehrer Albert entdeckte ihn als Erster: „Theo, da bist du ja wieder. Wir haben uns solche Sorgen gemacht.“ Albert war sichtlich erleichtert.
„Ich habe mit dem Störz die Regenwolken weggeschoben, damit unser Fest weitergehen kann. Das war ganz schön anstrengend“, erklärte Theo stolz.
Albert schaute in den Himmel: „Tatsächlich, die Regenwolken sind weg. Doch wer oder was ist ein Störz?“
„Nun, ein Frosch ist ein Frosch und ein Störz ist eben ein Störz“, antwortete Theo. In dem Moment entdeckte er seine Eltern und hüpfte sogleich in deren Richtung.
Albert sah ihm irritiert hinterher. „Na dann …, weiterfeiern!“
Ende der Frosch-Geschichte von Birgit Puck