Eierkuchen-Geschichte für Kinder

Der Pannbackmann

„Was möchtest du heute essen?“, fragte Ma morgens. „Eierkuchen“, antwortete Tim und kaute vergnügt an seinem Früchtemüsli. „Mach doch mal einen anderen Vorschlag, nicht immer Eierkuchen“, meinte Ma. „Na gut, dann nehme ich Eierkuchen mit Heidelbeeren“, bemerkte Tim grinsend. Ma seufzte und sagte: „Es ist schon zwanzig nach sieben, die Schule wartet.“ „Bin schon weg!“ rief Tim, sprang vom Tisch auf und verließ das Haus.

Pannbackmann, Illustration Koch am HerdAls er mittags nach Hause kam, stürmte er sofort in die Küche. „Was gib’s zum Essen?“, fragte Tim neugierig. „Gefüllte Paprika mit Reis und Salat“, sagte Ma. „Bäh, ich mag keine Paprika! Ich will Eierkuchen!“ maulte Tim. „Du musst das nicht essen, aber etwas anderes gibt es dann auch nicht“, erklärte Ma. „Gut, dann gehe ich jetzt meine Hausaufgaben machen und werde dabei wohl elend verhungern“, schimpfte Tim. Ma lachte: „So schnell verhungert man nicht.“ „Ich bestimmt“, grunzte Tim und stapfte in sein Kinderzimmer.

Während er über seinen Rechenaufgaben saß, wurde er müde. So müde, dass er sich erst einmal auf sein Bett legte. Irgendwann musste Tim wohl eingeschlafen sein., denn er wurde durch Töpfeklappern geweckt. „Nanu, ist Ma schon wieder am Kochen?“, wunderte er sich. Er stand auf und ging in die Küche.

Dort erblickte er einen fremden Mann. „He, was machen Sie in unserer Küche?“ wollte Tim wissen. Der Mann, der eine weiße Schürze und eine Kochmütze trug, lachte dröhnend: „Eierkuchen, Eierkuchen!“

„Aber wie sind Sie hier reingekommen?“, erkundigte sich der Junge.

Wieder lachte der Mann: „Stell keine Fragen! Du wolltest doch Eierkuchen oder nicht?“

Tim nickte.

„Na siehste, und ich bin der Pannbackmann, Pann heißt Pfanne, back kommt von backen. Wer einen echten Pannback, also einen Eierkuchen will, dem mache ich einen“, erzählte der Pannbackmann, „wie soll der erste Pannback sein?“

„Mit Heidelbeeren“, sagte Tim. Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, da flog ein Eierkuchen mit Heidelbeeren direkt auf seinen Teller. Gierig stopfte Tim diesen in sich hinein. Als er den Eierkuchen verputzt hatte, fragte der Pannbackmann: „Und was darf es jetzt sein?“

„Apfelmus“, gab der Junge zur Antwort. Danach aß Tim einen Eierkuchen mit Nutella, einen mit Himbeerkonfitüre, einen mit Pflaumenmus, einen mit Aprikosen und einen mit Zucker.

„Puh, das war lecker. Ich platze gleich“, stöhnte er und rieb sich seinen dicken Bauch, „und wer macht nun die Küche sauber, damit Ma nicht den ganzen Dreck sieht?“

„Immer der, der fragt“, entgegnete der Pannbackmann, „denn ich hab’s schrecklich eilig, ich muss heute noch für elf Kinder Pannback machen.“

„Immer auf die Kleinen, ich hasse Küchenarbeit“, stöhnte Tim.

Der Pannbackmann sagte lachend: „Wer essen will, muss auch wieder Ordnung schaffen.“

Mit diesen Worten verschwand er. Er hatte gar nicht die Tür benutzt, plötzlich war er einfach weg. Tim zuckte ratlos die Achseln und machte sich an den Abwasch. Schließlich war die Küche wieder blitzsauber. Niemand vermutete, dass hier eben noch Eierkuchen zubereitet wurden. Selbst der süße Geruch war aus der Küche abgezogen. Tim erledigte schnell die restlichen Rechenaufgaben und machte es sich mit einem Comic auf dem Bett gemütlich.

Er musste wohl wieder eingeschlafen sein, denn er wurde wach, als seine Mutter ihn zum Abendessen rief. „So mein Lieber, ich hab’ dir extra einen Eierkuchen gemacht, du hast bestimmt Hunger“, sagte Ma.

Tim schluckte: „Aber der Pannbackmann hatte mir schon welche…“

„Welcher Pannbackmann? Hast du geträumt?“, fragte Mutter. Tim fühlte seinen dicken Bauch. Er glaubte nicht, dass er geträumt hatte.

„Magst du jetzt plötzlich keine Eierkuchen mehr?,“ erkundigte sich Ma etwas verärgert. Tim wollte seine Ma nicht ärgern und aß tapfer seinen achten Eierkuchen.

Wenn jetzt seine Ma morgens fragt, was er essen möchte, sagt er zurzeit jeden Tag ein anderes Gericht, aber bestimmt nicht Eierkuchen oder Pannback.

Text und Illustration: Birgit Puck